Ein Schwabe will an Schmißbergs Spitze
Thomas Marx lebt erst seit 15 Monaten in der Gemeinde. Jetzt will er Bürgermeister werden. Doch für viele Schmißberger ist der 62-Jährige bisher noch unbekannt.
vom 16. April 2019
Thomas Marx lebt erst seit 15 Monaten in der Gemeinde. Jetzt will er Bürgermeister werden. Doch für viele Schmißberger ist der 62-Jährige bisher noch unbekannt.
vom 16. April 2019
Thomas Marx sitzt mit einer dampfenden Tasse Kaffee an seinem Küchentisch. Hinter ihm knistert ein Feuer im Kamin. Er hat es sich mit seiner Frau Sabine gemütlich gemacht. Jetzt in seiner Küche und seit 15 Monaten in Schmißberg. “Wir haben uns hier sofort zu Hause gefühlt, nach zwei Wochen war das Heimweh weg und wir hier angekommen.”
Quelle: Thomas Marx
“Wir haben uns hier sofort zu Hause gefühlt, nach zwei Wochen war das Heimweh weg und wir hier angekommen.”
Thomas Marx wurde 1956 in Reutlingen, in Baden-Württemberg geboren. Dort verbrachte er auch seine Kindheit und Jugendzeit.
Nach einer kaufmännischen Lehre und einem BWL-Studium arbeitete er 35 Jahre lang als Betriebswirt und Vertriebsleiter. Ein für ihn schöner, aber auch stressiger Job. Alle sechs Jahre musste er dafür mit seiner Frau Sabine und seinem 1985 geborenen Sohn Steffen umziehen, erzählt er.
Mit dem Tapetenwechsel sollte auch im Rentenalter nicht Schluss sein. “Ich wollte einfach noch mal einen anderen Dialekt hören. Weil mir der rheinland-pfälzische Dialekt besser gefällt als der in Bayern und Baden-Württemberg entschieden wir uns für Rheinland-Pfalz”, sagt der 62-Jährige mit einem Augenzwinkern.
Weil sein Vater gebürtig aus Trier stammt, suchten Thomas und Sabine Marx ein neues Zuhause in der Nähe der Römerstadt. “Wir haben im Internet nach Häusern 75 Kilometer im Umkreis von Trier gesucht. Da kamen dann 1470 Einträge. Sabine ist alle durchgegangen und hat dann eine Vorauswahl getroffen.” Doch für das Ehepaar war nicht nur das Haus an sich bei der Suche nach einem neuen Zuhause entscheidend, sagt Marx. “Als meine Frau mir die Häuser gezeigt hat, habe ich dann im Internet recherchiert. Was ist das für ein Ort, wie ist die Infrastruktur, wie sind die Leute. Eine große Hilfe dabei war mir schmissberg.de. Auf der Internetseite steht alles über die Historie, da ist das Leben dargestellt, der Zusammenhalt. Und da hab ich gedacht, das muss ich sehen.”
Quelle: Thomas Marx
“ Wir wurden so aufgenommen, wie das auch im Internet beschrieben war, (…) ”
Nach der Liebe für das Haus kam die Liebe für den Ort. Wenn man Thomas Marx nach seinem ersten Eindruck von Schmißberg fragt, kommt er regelrecht ins Schwärmen: “Wir wurden so aufgenommen, wie das auch im Internet beschrieben war, dass man mit den Leuten sofort in Kontakt kommt. Unser erster Besuch in der örtlichen Kneipe, dem Schlachthaus, hat das widergespiegelt. Die Leute waren da, haben sich für einen interessiert und man war sofort aufgenommen. Das war nicht gespielt, man war sofort integriert auch durch den Adolf, der mich gleich gefragt hat, ob ich in der Rentnergruppe mitarbeiten will. Wir sind oft umgezogen, aber so etwas wie hier, dass man so aufgenommen wird, so ein Zusammenhalt, das haben wir noch nie erlebt.”
Die Begeisterung hält an. Der Schwabe hat keine Berührungsängste, tritt in die Rentnergruppe ein, hilft die Gemeindehäuser und Brunnen zu reinigen, steht als Springer für den Wirtedienst im Schlachthaus bereit und engagiert sich bei Bauprojekten wie der Vogelvoliere.
“Mein Lebensmotto ist: Ich lebe das, was mir Spaß macht. Früher war es die Arbeit und heute suche ich nach anderen Dingen. Ich engagiere mich gerne in Schmißberg, das ist ne tolle Sache, mir macht das Spaß.”
Wenn Thomas Marx nicht im Dienste der Gemeinde unterwegs ist, erkundet er mit seiner Frau die Region. Denn die beiden lieben es, Neues zu entdecken. Gerne fahren sie in Rheinland-Pfalz und dem Saarland umher, immer auf der Suche nach unentdeckten Plätzen, Strecken oder Restaurants. Denn auch gutes Essen ist dem Ehepaar wichtig.
Quelle: Thomas Marx
“Schwenker! Das ist das Erste, dass wir hier gemacht haben. (…) ”
Wenn man den 62-Jährigen nach seinem Lieblingsessen fragt, muss er nicht lange überlegen. Statt typisch schwäbischer Gerichte, wie Maultaschen oder Zwiebelrostbraten, gibt er mit voller Überzeugung nur eine Antwort. “Schwenker! Das ist das Erste, dass wir hier gemacht haben. Wir haben in Idar-Oberstein das Fleisch gekauft, den Grill angemacht, es probiert und davon sind wir nicht mehr abgekommen.” Das wie im Hunsrück übliche Schwenken auf Holz habe direkt funktioniert, sagt er stolz. Auch weil der Schwabe leidenschaftlich gerne grillt. “Ich mag einfach alles, was ich selber grillen kann. Egal ob Strauß, Lamm, Känguru oder Krokodil, ich esse einfach gerne Fleisch. Und falls das mit dem Schwenken auf Holz nicht funktioniert hätte, steht zur Not noch mein amerikanischer Smoker im Schuppen.”
Kulinarisch und sozial integriert ist er also nun. Wenn Thomas Marx nun auch noch Bürgermeister wird, wäre er der erste Bürgermeister Schmißbergs, der nicht aus der Region stammt. Und, der noch dazu erst kurze Zeit in der Gemeinde lebt. Doch hat er eine Chance? Fakt ist, dass es keinen Gegenkandidaten gibt. Bürgermeister Adolf Schuch legt nach 15 Jahren sein Amt nieder und im derzeitigen Gemeinderat fand sich keiner, der den Posten übernehmen wollte.
Auch er hätte damals, als er nach Schmißberg kam, nicht gedacht, dass er für das Amt Bürgermeisters kandidieren würde. Doch nach einigen Wochen Bedenkzeit und dem guten Zureden einiger Mitbürger, war für ihn klar, dass er sich der Verantwortung stellen will.
“Ich habe früher sehr gerne gearbeitet und seitdem ich im Ruhestand bin, fehlt mir das ein bisschen. Und ich merke hier, dass man Leute braucht, die sich engagieren, die was bewegen, die nicht nur reden sondern auch Sachen umsetzen. Und das ist mein Ziel, mich da nach bestem Wissen und Gewissen einzubringen.”
Vom ersten Moment an sei er von dem ehrenamtlichen Engagement in Schmißberg begeistert gewesen. Und das hofft er auch, als Bürgermeister fortführen zu können.
“Das wichtigste ist so ein hohes Niveau an Ehrenamtlichen zu erhalten und vielleicht auch junge Leute mit heranzuziehen. Da bin ich mit vollem Engagement dahinter. Auch wenn das nicht einfach ist. Denn man darf die Leute auch nicht überfordern. Wenn es zu viel wird, gehen Euphorie und Lust verloren. Es ist immer schlecht, wenn es nur an wenigen hängt. Deshalb ist ein ausgeglichenes Niveau nötig.”
Quelle: Thomas Marx
“Man kann nicht zehn Sachen anfangen und nichts wird fertig. Man muss Prioritäten setzen und alles Stück für Stück angehen.”
Ansonsten sei ihm bisher nichts aufgefallen, dass ihm in Schmißberg nicht gefalle. Mit dem geplanten Glasfaserausbau in der Gemeinde sei ein wichtiger Schritt für die Zukunft getan. Neue Baustellen würde Thomas Marx als Bürgermeister erst mal nicht aufmachen. Mit Naturerlebniswanderweg, Obstbaumallee und Vogelvoliere seien schließlich tolle Projekte entstanden, die nun fertiggemacht und gepflegt werden müssten. “Man kann nicht zehn Sachen anfangen und nichts wird fertig. Man muss Prioritäten setzen und alles Stück für Stück angehen.”
Marx betont im Gespräch mit schmissberg.de immer wieder, wie wichtig es für den Ort sei, die Jugend mehr einzubeziehen. Beim Ehrenamt, aber auch wenn es darum geht, den jüngeren etwas zu bieten. Denn an Angeboten für Jugendliche fehlt es derzeit. “Oben im Gemeinschaftshaus ist so ein toller Raum, der aber überwiegend leer steht. Dort könnte man was für die Jugend machen, wenn man junge Leute findet, die dahinter stehen.” Erfahrungen in diesem Bereich hat der Neu-Schmißberger. In seiner Jugend habe er schließlich selbst eine Jugenddisco betrieben.
Wichtig für Schmißberg sei außerdem die Bürger regelmäßig und umfassend über Neuigkeiten, Veränderungen und Entwicklungen im Dorf zu informieren, sagt Marx. Wenn er Bürgermeister wird, würde er gerne eine Art Gemeindebrief ins Leben rufen.
“Ein Lagebericht über Aktuelles, welche Möglichkeiten es in Schmißberg gibt, was ansteht, was gesucht wird. Und auch wenn die Leute Vorschläge, Anliegen oder Missstände haben, sollen sie einfach das Gefühl haben, gehört zu werden. Viele Leute, die hier leben, wissen gar nicht was passiert, vielleicht kann man sie so mehr mitnehmen.”
Quelle: Thomas Marx
“Das ich Bürgermeister werde und einen guten Gemeinderat kriege. Das wäre schön.”
Thomas Marx will in seinem neuen Zuhause das Lebensgefühl erhalten, dass ihn vor 15 Monaten, als er nach Schmißberg zog, so begeistert hat. Nun hofft er auf die Unterstützung der Bürger. Seine Hoffnung: “Das ich Bürgermeister werde und einen guten Gemeinderat kriege. Das wäre schön.”
Auf die Frage, was er als Erstes tun würde, wenn er am 26. Mai zum neuen Bürgermeister gewählt wird, antwortet er lachend: Erst mal ein Bier trinken.
Thomas Marx mag es eben gemütlich.